Hinduistische Gläubige mit bemalten Gesichtern als Teil der traditionellen Praktiken während des jährlichen Gajan-Festes / picture alliance

Entwicklungshilfe - Der Westen fördert den Anti-Westen

Das Entwicklungsministerium will die Weltwirtschaft klimaverträglicher machen sowie Freiheit und Menschenrechte stärken. Tatsächlich zahlen wir Entwicklungshilfe ohne Gegenleistung an einen „Globalen Süden“, der den liberalen Westen abschaffen möchte.

Thomas Mayer

Autoreninfo

Thomas Mayer ist Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research Institute mit Sitz in Köln. Zuvor war er Chefvolkswirt der Deutsche Bank Gruppe und Leiter von Deutsche Bank Research. Davor bekleidete er verschiedene Funktionen bei Goldman Sachs, Salomon Brothers und – bevor er in die Privatwirtschaft wechselte – beim Internationalen Währungsfonds in Washington und Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Thomas Mayer promovierte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und hält (seit 2003) die CFA Charter des CFA Institute. Seit 2015 ist er Honorarprofessor an der Universität Witten-Herdecke. Seine jüngsten Buchveröffentlichungen sind „Die Vermessung des Unbekannten“ (2021) und „Das Inflationsgespenst“ (2022).

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In jüngeren Jahren war ich von einer Region fasziniert, die man damals die Dritte Welt nannte. Im Studium schrieb ich Seminararbeiten über Slums in Indien, am Kieler Institut für Weltwirtschaft promovierte ich mit einem entwicklungspolitischen Thema, bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau lernte ich Entwicklungshilfe in Afrika kennen und meine erste Dienstreise beim Internationalen Währungsfonds führt mich nach Addis Abeba. Doch mit dem Übergang von der akademischen zur praktischen Arbeit setzte die Ernüchterung ein. Ich las Peter Bauers „Reality and Rhetoric“ und Brigitte Erlers „Tödliche Hilfe“, den Bericht einer Entwicklungshelferin, die zutiefst enttäuscht von ihrer Arbeit den Job hinschmiss. Ich trat in Erlers Fußstapfen, indem ich in die Europaabteilung des IWF wechselte.

Diese Erinnerungen holten mich ein, als ich vom Tod Robert Solows am 21. Dezember 2023 erfuhr. Solow war einer der großen Ökonomen des 20. Jahrhunderts (Zwischenfrage: Warum starben eigentlich so viele große Männer Ende letzten Jahres?). Er prägte die ökonomische Wachstumstheorie wie kaum ein anderer. In meinem Bücherschrank steht noch immer ein zerlesenes Büchlein mit einer Zusammenfassung seiner Theorie, die er in einer Vorlesung an der Universität Warwick im Jahr 1969 gegeben hatte. Ein Ergebnis dieser Theorie war, dass ärmere Länder schneller wachsen würden als reiche. Sie würden zu diesen aufholen, weil sie von dort Kapital und Technologie importieren könnten.

Umstrittene Entwicklungshilfe

In Solows Modellwelt läuft sowohl das Wachstum in den Industrieländern als auch der Aufholprozess in den ärmeren Ländern mit mathematischer Präzision ab. Doch anders als bei den von Johannes Kepler berechneten Umlaufbahnen der Himmelskörper gibt es im Modell von Solow veränderbare Parameter. Diese kann die Politik nutzen, um das Wachstum oder die Konvergenz zu beschleunigen. Hier setzten Hollis Chenery und Alan Strout mit ihrem Modell an. Nach ihrer 1966 veröffentlichten Theorie mangelt es ärmeren Ländern vor allem an Kapital oder Fertigkeiten. Ihre Entwicklung kann beschleunigt werden, wenn reichere Länder den spezifischen Bedürfnissen entsprechend Kapitalhilfe oder technische Hilfe leisten. 

Das Modell von Chenery (der 1972 Chefökonom der Weltbank wurde) und Strout hatte großen politischen Einfluss. Im Jahr 1969 formulierte das Entwicklungshilfekomitee des Industrieländerklubs OECD erstmals das Konzept der „öffentlichen Entwicklungshilfe“, und im Jahr 1970 übernahm der Klub das von den Vereinten Nationen formulierte Ziel, Entwicklungshilfe in Höhe von 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu leisten. Obwohl die segensreichen Wirkungen von Entwicklungshilfe zunehmend in Frage gestellt wurden, gilt die Verpflichtung zur Erreichung dieses Ziels bis heute. 

Frieden, Freiheit und Menschenrechte

Das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat sich sogar noch viel mehr vorgenommen. Auf seiner Website „versteht (es) sich als Transformationsministerium, das weltweit den Umbau hin zu einer nachhaltigen, klima- und naturverträglichen Wirtschaftsweise voranbringt und zugleich Frieden, Freiheit und Menschenrechte stärkt.“ Ein größeres Missverhältnis zwischen Anspruch und Wirkungsmöglichkeit dürfte schwer zu finden sein. 

Während die Politik weiterhin vollmundig das Geld der Steuerzahler (62 Milliarden Euro) für fragwürdige (8.095) Vorhaben in alle Himmelsrichtungen (109 Länder) verteilt, ist bei den Ökonomen Nüchternheit eingekehrt. In ihrem 2012 veröffentlichten, einflussreichen Buch „Why Nations Fail“ stellen Daron Acemoğlu und James Robinson die These auf, dass vor allem die Durchsetzung von Eigentumsrechten Innovation und Kapitalbildung stärkt. Dafür braucht es aber den institutionellen Rahmen des demokratischen, liberalen Rechtsstaats. 
 

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Dort entwickeln sich „inklusive ökonomische Institutionen“, die allen Bürgern die Möglichkeit zur Entfaltung bieten. Demgegenüber stehen „extraktive ökonomische Institutionen“, die es einer Elite erlauben, sich die Früchte der Arbeit aller exklusiv anzueignen. Der von Solow behaupteten automatischen Konvergenz ärmerer mit reicheren Ländern und der von Chenery und Strout behaupteten Wirksamkeit von Entwicklungshilfe widersprechen Acemoğlu und Robinson. 

Ihrer historischen Untersuchungen zufolge gelingt es ärmeren Ländern nur dann, zu reicheren aufzuschließen, wenn sie deren inklusive Institutionen im liberalen Rechtsstaat übernehmen. Vor dem Hintergrund meiner persönlichen Erfahrungen mit Entwicklungshilfe (die natürlich nicht repräsentativ sein können), erscheint mir die Theorie von Acemoğlu und Robinson wesentlich überzeugender als die vorangegangenen Theorien von Solow, Chenery und Strout.

Mit der Öffnung nach außen

Ein aufschlussreiches Beispiel dafür ist die Entwicklung Chinas. Mit der Öffnung nach außen und dem teilweisen Aufbau inklusiver ökonomischer Institutionen – die Unternehmertum ermöglichten – unter dem Einfluss und Erbe von Deng Xiaoping machte das Land einen gewaltigen Sprung nach vorn. Und nach dem Wechsel hin zu extraktiven Institutionen – mit dem totalen Führungsanspruch der kommunistischen Partei – unter Xi Jinping beginnt das Erreichte wieder abzubröckeln. 

Zunehmend versteht sich China als Gegenmodell zum Westen und sammelt Anhänger. Bei den Eliten in anderen Ländern mit extraktiven Institutionen findet es ein williges Gefolge. Westliche Forderungen nach Machtbegrenzung und Herrschaft unter dem Recht statt Willkürherrschaft werden von diesen Eliten als Zumutung empfunden. Von China bekommen auch ruchlose Herrscher Geld, wenn sie nur zu Gefolgsleuten werden. 

Aber nicht allein der Einfluss Chinas schwächt die Attraktion des Westens. Andere große Länder, wie Indien, stehen China durchaus skeptisch gegenüber. Es ist vielmehr das Modell der „extraktiven Institutionen“, das machthungrige Eliten überzeugt. Sie lehnen das Konzept des „Entwicklungslandes“ ab, denn dieses beinhaltet unausgesprochen die Entwicklung hin zum Westen. Dessen institutionelle Struktur sehen sie aber als unmittelbare Bedrohung ihrer persönlichen Interessen an. 

Stattdessen bevorzugen die Eliten dieser Länder den Sammelbegriff des „Globalen Südens“, dem auch der bei uns umgreifende Relativismus Tribut zollt. Nur scheinbar ähnelt er dem früheren Begriff der „Dritten Welt“. Denn während mit diesem die Vorstellung von armen Empfängern westlicher Almosen verbunden war, versteht sich der „Globale Süden“ als Antipode eines im Norden verorteten Westens.

Wir brauchen keinen Henker mehr

China und Russland stehen an der Speerspitze der anti-westlichen Allianz, die sich ironischerweise nach dem von einem Mitarbeiter der US-Investmentbank Goldman Sachs erfundenen Akronym BRICS nennt. Brasilien und Indien sind sozusagen „Gründungsmitglieder“, Südafrika stieß später dazu, und seit Beginn dieses Jahres gehören auch Äthiopien, Ägypten, der Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate zu der Allianz (die nun BRICS-Plus heißt). Der neue Präsident Argentiniens, Javier Milei, hat die Mitgliedschaft seines Landes wieder aufgekündigt. Dennoch vereinen die BRICS-Plus Staaten über 35 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts auf sich und sind damit deutlich größer als die USA und die Europäische Union zusammen. 

Folgt man Acemoğlu und Robinson löst sich die von Chenery und Strout entwickelte Logik der Entwicklungshilfe in Luft auf. Das mit diesem Namen versehene Ministerium wäre redundant. Statt zum Beispiel Geld in einem „Gender-Aktionsplan“ (BMZ) zum „Umbau“ fremder Kulturen zu verteilen, könnte es zur Erreichung außenpolitischer Ziele (wie der Verhinderung irregulärer Migration) und Verteidigung (zum Beispiel gegen aggressive islamistische Mächte) verwendet werden. 

Auch wären Kapitalanlagen in die sogenannten „Emerging Markets“ zu überdenken. Ursprünglich wurde der Begriff von einem Ökonomen der Weltbank im Jahr 1981 ins Spiel gebracht, um privates Kapital zur Finanzierung des Aufholprozesses von Entwicklungsländern anzulocken. Doch statt höherer fahren Anlagen dort seit einiger Zeit niedrigere Renditen ein, als sie in den Industrieländern erzielen. So stieg der Wert einer Kapitalanlage in den US-Index S&P500 in US-Dollar seit 20210 um das viereinhalbfache einer Anlage in den BRIC-Ländern (Brasilien, Russland, Indien und China). 

„Die Kapitalisten werden uns noch den Strick verkaufen, mit dem wir sie aufknüpfen“, meinte der russische Revolutionär Lenin. Heute sind wir einen Schritt weiter: Wir zahlen Entwicklungshilfe ohne Gegenleistung an einen „Globalen Süden“, der uns abschaffen möchte. Und wir stellen unsere liberale Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung in Frage, die uns den heutigen Wohlstand beschert hat. Wir brauchen keinen Henker mehr. Wie sind dabei, uns selbst aufzuhängen.

Guido Steinberg im Gespräch mit Alexander Marguier
Cicero Podcast Politik: „Wir haben das strategische Denken verlernt“
  

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Ingofrank | Do., 11. Januar 2024 - 08:40

wie dämlich muss ein Staat wie Deutschland überhaupt sein die zu finanzieren, die unsere Werte letztendlich abschaffen wollen ?
Es kann so mit der Geldverschwendung nicht weiter gehen ….. wir graben uns unsere eigenes Grab und schauen begeistert zu !
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

Hans Jürgen Wienroth | Do., 11. Januar 2024 - 10:02

Antwort auf von Ingofrank

Ein hervorragender Artikel zur sog. Entwicklungshilfe, der nur eine Frage nicht stellt: Gibt es nicht auch bei uns „extraktive Institutionen“, die die Früchte der Arbeit abgreifen möchten, um eine „Transformation“ zu finanzieren, die so in keinem Wahlprogramm stand und daher von den Wählern nicht ausreichend legitimiert ist? Die „repräsentative Demokratie“ ist das Vehikel, Finanzierung und Führungsanspruch der „etablierten Parteien“ beim Umbau abzusichern.

Während vielen Wählern inzwischen durch die zunehmenden weltweiten Krisen deutlich geworden ist, dass man Zuneigung gerade auf dem internationalen Parkett genauso wenig kaufen kann, wie im Privaten, glauben unsere Politiker und die davon profitierenden NGOs, mit mehr Geld ließe sich eine friedliche Welt erkaufen.

Dabei sollte man sich die Frage stellen: Wer hat die RSA angestiftet, Israel wg. Völkermord anzuklagen? Wo bleibt die Reaktion des Westens Hamas, Jemen und Iran wg. propagierten Völkermordes an den Juden anzuklagen?

Hans Jürgen Wienroth | Do., 11. Januar 2024 - 10:03

Antwort auf von Ingofrank

Ein hervorragender Artikel zur sog. Entwicklungshilfe, der nur eine Frage nicht stellt: Gibt es nicht auch bei uns „extraktive Institutionen“, die die Früchte der Arbeit abgreifen möchten, um eine „Transformation“ zu finanzieren, die so in keinem Wahlprogramm stand und daher von den Wählern nicht ausreichend legitimiert ist? Die „repräsentative Demokratie“ ist das Vehikel, Finanzierung und Führungsanspruch der „etablierten Parteien“ beim Umbau abzusichern.

Während vielen Wählern inzwischen durch die zunehmenden weltweiten Krisen deutlich geworden ist, dass man Zuneigung gerade auf dem internationalen Parkett genauso wenig kaufen kann, wie im Privaten, glauben unsere Politiker und die davon profitierenden NGOs, mit mehr Geld ließe sich eine friedliche Welt erkaufen.

Dabei sollte man sich die Frage stellen: Wer hat die RSA angestiftet, Israel wg. Völkermord anzuklagen? Wo bleibt die Reaktion des Westens Hamas, Jemen und Iran wg. propagierten Völkermordes an den Juden anzuklagen?

Wolfgang Tröbner | Do., 11. Januar 2024 - 12:12

Antwort auf von Ingofrank

Volle Zustimmung für Ihren Kommentar. Oder was steckt sonst dahinter?

Tomas Poth | Do., 11. Januar 2024 - 12:12

Antwort auf von Ingofrank

Man fast das heute vielleicht auch unter dem Begriff "Gutmenschentum" zusammen.
Aber vielleicht ist die "Entwicklungshilfe" auch nur ein Beitrittsgeld an die Herrscher jener Länder, um an der inneren Ausbeutung (Extraktion) besser beteiligt sein zu können?
Wie auch immer, Entwicklungshilfe hat zu verbesserter medizinischer Versorgung in den Regionen geführt, besser Nahrungsversorgung, zu enormer Erhöhung der durchschnittlichen Lebenserwartung und zum Bevölkerungswachstum beigetragen.
Aber egal, wer an Raumfahrtländer wie Indien und China Entwicklungshilfe zahlt und im eigenen Land für den Bau von Flughäfen wie BER Jahrzehnte braucht, der hat sie nicht mehr alle, sondern Rotgrün-Bolschewiki.

Naumanna | Do., 11. Januar 2024 - 09:11

Danke für diese Wahrheit, Thomas Meyer. Mir sind diese Zusammenhänge vor einiger Zeit auch erschreckend klar geworden. Mit der Entwicklungshilfe bezahlen wir unseren eigenen Untergang, oder die Möglichkeit dazu. Zum Äußersten wird es hoffentlich nicht kommen. Sofortiges STOPP jeglicher Entwicklungshilfe wäre angesagt. Aber der Naivlinge gibt es zu viele in den westlichen Ländern. Wie also soll dieser STOPP durchgesetzt werden?

Maria Arenz | Do., 11. Januar 2024 - 09:13

der gescheiteste Artikel zum Thema, den ich seit langem in einem deutschen Presseorgan gelesen habe. Zum Verständnis, woran "Entwickungshilfe" scheitern muss, ist außer dem Werk von Acemoglu/Robertson das inzwischen in Deutsch erschienene Buch von Joseph Henrich - "Die seltsamsten Menschen der Welt" dringend zu emfehlen. Darin wird erklärt, worin der entscheidende Unterschied zwischen "dem Westen" und dem"Globalen Süden" besteht, ein Unterschied, der eben auch die Entwicklung der Institutionen behindert, die Acemoglu/Robertson richtig als essentielle Voraussetzung der Entwicklung zu einer inclusiven Gesellschaft sehen: Es ist das Verhaftesein in einer Kultur, in der Blutsverwandschaft und Stammesbindung den entscheidenden Kitt darstellen-ideale Voraussetzungen für extraktive Wirtschafts-formen, deren Nutznießer die vom Westen geforderten Reformen in Richtung Demokartie und Rechtsstaat zu Recht als existenzielle Bedrohung empfinden. Hoffnungslos, das von außen ändern zu wollen.

Karl-Heinz Weiß | Do., 11. Januar 2024 - 10:17

Antwort auf von Maria Arenz

@Frau Arenz, Sie treffen den Kern. Wir gehen von Nationen aus, aber die konnten sich kaum bei oft mit dem Lineal gezogenen Grenzen bilden. Es gibt ein treffendes Zitat aus Afrika: " Wenn du nicht den Staat hintergehst, hintergehst du deine Familie".

Ich habe mir das Vorwort (Leseprobe) und die Rezensionen angeschaut. Liest sich sehr vielversprechend. Ja, es ist in der Tat so, dass es fundamentale Verständnis- u. Wertunterschiede zwischen der westlichen Kultur und anderen Kulturen gibt. Den Westlern erscheint ihre eigene Sicht und Denkweise und ihre Werte als völlig „natürlich“, wie gottgegeben, und sie gehen davon aus, dass alle Menschen so denken und bewerten, was ein völliger Trugschluss ist. Wer mal längere Zeit in einer nicht-westlichen Kultur verbracht hat (ich rede nicht von Urlaub), und nicht völlig auf den Kopf gefallen ist, der erkennt das. Und wer nicht, der sollte zumindest die Demut haben, sich diesbzgl belehren, im Sinne von unterrichten, zu lassen, um diese anderen Kulturen (wertneutral) zu verstehen. Denn auch wir Westler sind in deren Augen schräge Vögel, Weirdos. Insofern ist das von Henrich gewählte Acronym WEIRD (western, educated, industrialized, rich und democratic) sehr zutreffend gewählt.

Heidrun Schuppan | Do., 11. Januar 2024 - 09:33

den Anordnungen der USA folgend, einen Keil zwischen Westeuropa und Russland getrieben haben? "Wir werden Russland ruinieren", "We will stop ist" (NS2) – Unsere Transatlantiker haben ganze Arbeit geleistet, kann man behaupten und liegt damit nicht ganz falsch. Das wird Folgen haben, nicht nur für die Energieversorgung bei uns. Sich von Russland, dem wohl rohstoffreichsten Land der Erde, abzuwenden (vorsichtig ausgedrückt), sehe ich mit Skepsis. Nicht nur ich?

es kann nicht nur so sein, es ist so? Und es brauchte nur die dümmste aller deutschen Regierungen die bereit ist sich dermaßen ins eigene Knie zu schießen um der USA zu gefallen. Die eigene Energieversorgung dermaßen zu torpedieren und sich den Krieg, den man leicht hätte verhindern können, ans eigene Bein zu binden das hätten nicht mal die Schildbürger fertig gebracht.

dass es dazu der USA bedurfte.
Aus dem 1. und 2. Weltkrieg war zweifellos zu lernen, dass man Russland nicht einfach angreifen oder zurückdrängen kann.
Andererseits drängen "Satellitenstaaten" Russlands evtl. gerne in die EU oder auch nur weg von übermächtigem russischen Einfluss?
Man wird sehen, wenn es zum europäischen Fördern UND Fordern kommt.
Die USA haben wahrscheinlich schon auch eigene Interessen in Bezug auf Russland, aber diesmal lagen vielleicht doch europäische Interessen weiter vorne, Interessen, die ich mit dem Risiko so nicht teile. Ich hatte auf friedliche Wege des Miteinander gehofft.
Frau Merkel ist sicher nicht alleine auf die Idee gekommen, in Bezug auf den Putsch in der Ukraine, mit Russland evtl. "Fake-Verhandlungen" (Minsk) zu führen?
Wer hatte zu der Zeit je in Europa das Sagen? Waren die jeweiligen Aussenminister wenn, dann eingeweiht?
Nein, ich würde nicht soweit gehen wollen, die USA für Erklärungen der derzeitigen Schwierigkeiten mit Russland heranzuziehen.

Gerhard Lenz | Do., 11. Januar 2024 - 09:41

Wie sollte denn eine solche "Gegenleistung" aussehen?
Es gibt zwei Möglichkeiten:
Eine "direkte" Gegenleistung: Deutsche Entwicklungshilfe wird zur Entwicklung und Erschliessung einer bestimmten Region gewährt. Dort baut dann ein deutsches Unternehmen z.B. eine Straße, Brücken usw.
Eine indirekte: Die Steigerung des Lebensstandards ermöglicht es den Einheimischen, deutsche Autos zu kaufen.

Dazu ein Beispiel: Im bettelarmen Kuba sieht man eine durchaus wahrnehmbare Zahl von E-Autos. Die kommen allerdings aus China. Was nicht nur daran liegt, dass deutsche Wirtschaftsbosse die Entwicklung verschlafen haben, Politiker vor Populisten einknicken (AfD-Slogan während einer ostdeutschen Wahl: Ich liebe Diesel!) sondern auch daran, dass die Chinesen billiger und effizienter sind, und noch dazu ohne jegliche Skrupel mit jedem Geschäfte abschliessen.
Zumindest bei letztem Punkt ist DE gar nicht so anders: Geht es nicht um reine humanitäre Hilfe, handeln auch wir mit dem Teufel - siehe Öl...

Angesichts der "Sondervermögen" und der Haushaltslage nach einem verfassungswidrigen Bundesaushalt, sowie der maroden Infrastruktur in Deutschland, ist finanzielle Entwicklungshilfe zum Bau von Straßen und Brücken in fernen Ländern eine nicht zu rechtfertigende Verschwendung von finanziellen, materiellen, personellen und energetischen Ressourcen. Es macht keinen Sinn mit deutschem Entwicklungshilfegeld eine deutsche Firma ins hunderttausende von Kilometern entfernte Ausland zu locken, um der Firma einen Auftrag zukommen zu lassen. Die Entwicklungshilfe, sollte lieber in Deutschland investiert werden, um marode Brücken, Straßen, Schienen und Schulen zu sanieren.

Will. Aber egal, einen Grund, den Forenrüpel zu spielen, brauchen Sie doch gar nicht mehr. Ist wahrscheinlich auch im Alltag Ihre gewöhnliche Art der Kommunikation.
Es gilt für Sie sicherlich: Nur wer rumblökt, fällt auf, sonst hört ihm keiner zu!
Sie sind ein wirklich passender AfDler!

Karl-Heinz Weiß | Do., 11. Januar 2024 - 09:44

Ein überzeugender Beitrag, der aktuell durch die geänderte deutsche Politik gegenüber Saudi-Arabien begleitet wird. Nirgendwo finden sich Statistiken, die glaubhaft belegen, welche Entwicklungshilfeleistungen tatsächlich als "Hilfe zur Selbsthilfe" vor Ort ankommen. Aussagekräftiger ist der Korruptionsindex. Dort sind die Russische Föderation und die Ukraine in trauter Nachbarschaft. Und die Nicht-Eliten beider Länder liegen in Sichtweite in den Schützengräben.

Reinhold Schramm | Do., 11. Januar 2024 - 09:53

Ist die bürgerliche Aufklärung und die entsprechende Gesellschaftsformation des entwickelten Kapitalismus eine Errungenschaft? Oder ist der überkommene weltweite Feudalismus und dessen modifiziert übernommener kolonialistischer Kapitalismus, die feudal-kapitalistische Gesellschaftsformation, ohne frühbürgerliche Aufklärung, die hieraus entspringende wegweisende Symbiose der Fortschreibung der künftigen weltweiten Gesellschaftsordnung?

Die große Mehrheit der ganzen Menschheit befindet sich heute im Kapitalismus feudalistischer Ausprägung. Hierbei zugleich in einer historisch überkommenen feudal-religiösen und traditionellen kulturellen Bewusstseinsprägung.

Eine kritische inhaltliche Auseinandersetzung mit der Religion als feudale Fessel des Bewusstseins und damit im Widerspruch zur psychischen und physischen Befreiung des Menschen hat nicht stattgefunden.
{...}
Nachtrag, Teil II.

Reinhold Schramm | Do., 11. Januar 2024 - 09:55

{...}
Im Bündnis der ökonomisch herrschenden Oberschicht und deren jeweiligen feudal-ideologischen Religionsführer wurde das Aufbegehren, meist der abhängigen Arbeitskräfte und deren Familien, blutig niedergeschlagen.

Beispielhaft hierfür ist heute auch, die Symbiose von Islam und Kapitalinteressen im Iran und Saudi-Arabien; ebenso, die feudal-kapitalistischen Golfmonarchien wie alle feudal-religiösen Staaten der historisch islamischen Prägung.

PS: Gleiches gilt so auch für die feudal-religiöse und feudal-kapitalistische Klassen- und Kastengesellschaft Indiens im 21. Jahrhundert.

►China ist bleibt auch hier eine Ausnahme: Auch ohne frühbürgerliche Aufklärung ist es der physischen Gewalt der Beamten-Partei und Beamten-Staatsführung gelungen, den überkommenen feudal-religiösen Aberglauben in Grenzen zu halten und weitgehend von der ökonomischen und ideologischen Macht auszuschalten.

Chris Groll | Do., 11. Januar 2024 - 10:20

Danke Herr Mayer für diesen großartigen Artikel.
Sie sagen es, wie es ist. Archiviere mir gerne wichtige Artikel, dieser gehört dazu.
Ja, wir bezahlen unseren eigenen und somit selbstverschuldeten Untergang.
61,9 Milliarden € allein sind für Entwicklungshilfe 2024 geplant. Die Milliarden werden mit Händen raus geschmissen. Im Land fehlt das Geld.
Um Fahrradwege in Peru zu finanzieren, die dort niemand braucht. Um Terroristen zu finanzieren, die dann in den Westen einreisen und hier ihr Unwesen treiben.
Nur solange sich viele Bürger des Westens nicht darüber im Klaren sind, daß sie für ihren eigenen Untergang bezahlen, wird sich kaum etwas ändern.

Ernst-Günther Konrad | Do., 11. Januar 2024 - 10:58

Da erzählen sie uns nichts Neues. Ein Land das China und Indien nur mal die krassesten Beispiele noch Entwicklungshilfe gibt hat sie nicht mehr alle. Und nein, so gern ich der Ampel auf die Füße trete, das ist keine Erfindung von denen. Das geht schon viele Jahrzehnte lang. Und ich wer sich das alles eine goldene Nase verdient hat? Welche NGOS sich dadurch gründen konnten und bis heute finanziell absahnen.
Ein Geflecht so verworren, wie die Mafia und die libanesischen Clans.
Und das schlimme ist, es ändert sich nichts, auch wenn sich die Geldgeber selbst damit schaden. Sie wollen und sie können es intellektuell nicht erkennen. Hauptsache ideologisch verbrämte Hilfe leisten und das "Richtige" tun. Man ist halt ein "Guter".

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 11. Januar 2024 - 11:46

von was auch immer habe, neige ich schon zu großem Respekt vor deren "Gralshütern".
Das lässt dann auch mal nach, wenn ich mehr von ihnen erfahre. Der entscheidende und "unsinnigste" Satz der hier vorgestellten Richtung, könnte der über die "persönlichen Interessen" geförderter Länder sein.
Mich bettelte einmal in sehr jungen Jahren ein Mann auf der Strasse um Geld an.
Ich gab ihm, was ich meinte, erübrigen zu können und gab ihm noch gute Ratschläge mit auf den Weg, was er damit tun oder lassen solle.
Ich glaube, er wollte mir das Geld zurückgeben, so wichtig war ihm seine Eigenständigkeit.
Die Frage, die sich mir allerdings angesichts seines Zustandes stellte, war die, ob er die denn auch richtig einzuschätzen wisse.
Will sagen, dass ich der Nordhemisphäre zwar Ratschläge nicht verbieten würde, aber doch sehr hoffe, dass der Süden seine persönlichen Interessen entwickelt.
Ich glaube auch nicht, dass man die USA nach europäischen Standards "entwickeln" kann.
Man schaue "American Gods".

Kurt Walther | Do., 11. Januar 2024 - 12:27

„Die Kapitalisten werden uns noch den Strick verkaufen, mit dem wir sie aufknüpfen“  dröhnte Lenin.
Schon möglich, aber da gibt es ja noch den Staat, der das durchaus in seinem Gesamtinteresse  verhindern kann. Er verhindert selektiv ja auch durch Exportbeschränkungen bei kritischen Gütern. 

Für die zur Zeit nach Gießkannenprinzip praktizierte allgemeine Entwicklungshilfe, insbesondere  der deutschen, besteht aber leider das von Thomas Mayer aufgezeigte Problem: Wir unterstützen  Länder, die  unsere liberale Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung  ablehnen, ja  bekämpfen  - und das erkennbar zunehmend.
Die Haltung  der  BRICS-Staaten  zeigt das deutlich.  "Dritte Welt" und  "Globaler Süden" vereinigen  sich unter   Hegemonieanspruch  Chinas gegen den Westen (im "Norden").  Wer da wen, ist aus meiner Sicht noch lange nicht entschieden. Es dürfte vor allem von der Intelligenz und Weitsicht des  politischen Personals abhängen. Aber da  gibt es noch viel zu tun seitdem Linksgrün regiert.

Markus Michaelis | Do., 11. Januar 2024 - 12:56

Ich folge der Sichtweise weitgehend, allerdings sehe ich das Problem nicht nur in extraktiven Eliten. Das ist sicher auch ein Punkt, aber es ist nicht so, dass ohne solche Eliten "Der Mensch" und "Die Gesellschaft" von alleine funktionierten. Das ist komplexer, unverstandener, widerspruchsvoller. Deshalb ist es einerseits richtig, dass wir zu "unseren" Grundwerten stehen wie Menschenrechte, Individuum, Demokratie, Eigentum etc., aber wir sollten das auch nicht als "DEN" in sich widerspruchsfreien und verstandenen Kanon verkaufen. Es ist ok, wenn andere Regionen andere Narrative haben.

Wir werden vielleicht in Jahrzehnte reinlaufen, in denen andere Weltregionen mehr wirtschaftlichen Erfolg haben, daraus aber für uns auch nicht ableiten, dass wir jetzt all unsere Denkweisen und Werte wegschmeißen und andere Konzepte übernehmen. Wir werden nach evolutionären Wegen suchen unsere Narrative anzupassen - das halte ich für richtig, andere für sich auch.

Christoph Schnörr | Do., 11. Januar 2024 - 13:41

... einen klareren Artikel zum Irrsinn der Ampelpolitik gelesen. Leider kann Frau Schulze weiter nach Belieben irrlichtern, ohne jegliche Pflicht eines belastbaren Leistungsnachweises.

Romuald Veselic | Do., 11. Januar 2024 - 16:13

wenn ich die Macht hätte, würde ich das Entwicklungshilfe & Bla-Bla Ministerium als 1es abschaffen. Alles, was nicht auf Gegenseitigkeit (Reziprozität) basiert, ist blanker Unsinn.
Weil eben die, die über Vielfaltigkeit/Diversität/Buntheit reden und es forcieren, werden als erste weg, wenn die importierte Vielfalt/Divers/Buntheit die Oberhand gewinnen würde. Darunter Geschlechter Segregation (qua Bekleidung) ist der 1. Nagel in den Sarg mit Buntheit/Divers/Vielfalt darin.

Tina | Fr., 12. Januar 2024 - 10:57

Prinz Philipp von England warnte schon vor 20 Jahren vor der Entwicklungshilfe ohne Gegenleistung und ohne Kontrolle wo das Geld hingeht.